Ehrenamt des Monats: Begegnungen bei Kaffee und Kuchen

17. Juli 2024

Team des Café Hoffnung in Meinersdorf ausgezeichnet

Jugendclubs, Feuerwehren und Vereinshäuser – dass Begegnungsstätten im ländlichen Raum für das gesellschaftliche Zusammenleben und den sozialen Zusammenhalt eine wichtige Rolle spielen, ist unbestritten. Das Café Hoffnung in Meinersdorf ist so ein Ort, geschaffen und getragen von ehrenamtlich Engagierten.

 

Immer dienstags, donnerstags und jeden zweiten und vierten Sonntag herrscht reges Treiben im Pestalozzihaus in Meinersdorf, wenn das Café Hoffnung seine Türen öffnet. Ein Team von insgesamt 23 ehrenamtlich Engagierten bereitet alles vor – kauft Zutaten ein, bäckt Kuchen und Waffeln, kocht Kaffee und kümmert sich um die Gäste. Bis auf den Apfelstrudel ist alles selbst gemacht.

 

Was sich nach Kaffeehausromantik anhört, dient einem weit ehrbareren und selbstloseren Ziel: Die Einrichtung versteht sich als Begegnungsstätte – barrierefrei im Raum aber vor allem in den Köpfen. Menschen jeden Alters sollen zusammenkommen können, um sich in vertrauensvoller Atmosphäre auszutauschen. Die Kaffeezubereitungen, den Kuchen und die Waffelkreationen bekommen die Gäste kostenfrei. Um viele teilhaben zu lassen, wird ein Fahrdienst angeboten.

 

Viele aus dem Team der Begegnungsstätte Café Hoffnung sind zugleich Mitglieder der evangelischen Kirchgemeinden. Sie sind sich einig, dass, wenn man viele Menschen erreichen will, die Kirchenarbeit wieder vornehmlich außerhalb der Gotteshäuser stattfinden muss. Auf Handys wird bewusst verzichtet – der persönliche Austausch soll im Vordergrund stehen. Wer Rat, Zeit zum Zuhören oder konkrete Lebenshilfe möchte, bekommt diese. Gäste, die eher einen Moment der Stille bei Kaffee und Kuchen bevorzugen, können diesen genauso genießen.

 

Die Hauptverantwortung für das Café Hoffnung trägt Martina Nestler. Sie war gleichzeitig die Ideengeberin für das Projekt. Lob erhält die 66-Jährige auch vom Bürgermeister der Gemeinde Burkhardtsdorf, Jörg Spiller: „Für ihre Intention etwas gegen die Einsamkeit der Menschen zu unternehmen und dafür ein tragfähiges Konzept für eine Begegnungsstätte zu entwickeln, hat sie leidenschaftlich gekämpft. Sie hat Bündnisse zwischen Politik, Wirtschaft, Kirche und Bürgern geschmiedet und nach ehrenamtlich Engagierten gesucht, die sich einbringen möchten.“

 

Der anfängliche Grundtenor, dass dies zwar eine tolle Idee, aber in Meinersdorf nicht umsetzbar wäre, musste nach und nach der Zuversicht, dass es doch klappen könnte, Platz machen. Mit dem Umbau der alten Schule zum Vereinshaus, schuf die Gemeinde sehr gute Rahmenbedingungen für ehrenamtliches Engagement. Neben den neuen Räumen für Vereine stattete die Kommune das Objekt mit einer umfangreichen Küche aus und stellte antike Möbel aus dem Rathaus zur Verfügung. Die Einrichtung des Café Hoffnung hat das Team der ehrenamtlich Engagierten selbst finanziert, auch dank des Wohlwollens ortsansässiger Unternehmen und der Bevölkerung.

 

Heute finanziert sich das Projekt ausschließlich aus Spenden. Ebenfalls im Pestalozzihaus sind die Bibliothek, die Galerie und der Regenbogen-Jugendtreff untergebracht. Die Öffnungszeiten sind bewusst so gewählt, dass sie sich mit denen der anderen Einrichtungen decken. Viele Bewohnerinnen und Bewohner des benachbarten Seniorenheims sind ebenfalls gern im Café zu Gast. Es erfreut sich vieler Stammkunden. Dank des unermüdlichen Einsatzes der ehrenamtlich Engagierten gab es seit der Eröffnung am 25. März 2022 keine unplanmäßigen Schließtage. Um das Café Hoffnung ist ein funktionierendes Netzwerk entstanden – seit Herbst 2023 arbeitet das Team eng mit der Freiwilligen Feuerwehr und der Elternvertretung der KITA-Kinder zusammen. Am 11. August 2024 findet das alljährliche Sommerfest statt, erstmals unter Beteiligung der neuen Partner.

 

Landrat Rico Anton: „Es ist dem klugen Konzept, dem günstigen Standort aber in erster Linie den ehrenamtlich Engagierten des Teams des Café Hoffnung zu verdanken, dass es in einem vergleichsweise kleinen Ort gelungen ist, dieses Nahversorgungsangebot zu etablieren. Dass es noch Orte gibt, an denen ältere Menschen, Familien aber auch Jugendliche nicht überlegen müssen, ob sie sich den Kaffee oder das Stück Kuchen jetzt leisten können – das ist für mich die eigentliche Erfolgsgeschichte.“

 

Für ihr umfassendes und selbstloses Engagement wurde das Team der Begegnungsstätte Café Hoffnung mit dem „Ehrenamt des Monats Juni“ ausgezeichnet. Sie erhielten von der Fachstelle Ehrenamt des Erzgebirgskreises eine Urkunde, die erzgebirgische Holzfigur „HelD“ (Helfen und Danken) sowie eine Einladung zum Großen Regionalpreis des Erzgebirgskreises ERZgeBÜRGER.

 

Um ein noch besseres Bild vom Engagement zu bekommen, hat die Fachstelle Ehrenamt mit der Verantwortlichen des Café Hoffnung ein ausführliches Interview geführt.

 

Wie kam es zu Ihrer Initiative in Meinersdorf eine Begegnungsstätte aufzubauen?

Frau Nestler: „Für mich war im Austausch mit vielen Menschen spürbar, dass vor allem ältere Menschen immer mehr vereinsamen. Jemand der dem christlichen Glauben nicht anhängt, würde vielleicht sagen, dass 2015 daraus der Wunsch oder die Idee entstanden ist, eine Begegnungsstätte zu schaffen. In meinem Fall war es mehr als das: es war ein Auftrag, den ich aus dem Gebet mitgenommen habe.

Die Räumlichkeiten unserer Kirchgemeinde sind dafür nur bedingt geeignet. Unser Angebot sollte sich an alle Menschen richten und die Hemmschwelle für Personen aus dem nichtkirchlichen Umfeld erschien uns zu groß. Also haben wir uns ganz bewusst für Räumlichkeiten außerhalb der Glaubensgemeinschaft entschieden.“

 

Wie ging es dann weiter?

Frau Nestler: „Ich habe zunächst begonnen meine Idee in den kirchlichen Gemeinden und Arbeitskreisen vorzustellen, um Mitstreiterinnen und Mitstreiter für das Projekt zu gewinnen. Anschließend habe ich es der Kommune vorgestellt und hatte das Glück, dass der damalige Bürgermeister Thomas Probst von der Idee begeistert war und uns auch drei mögliche Objekte in Aussicht gestellt hat. Die Suche hat sich dann etwas hingezogen, bis wir die Zusage bekommen haben, dass wir Räumlichkeiten im 2019 fertig sanierten Vereinshaus nutzen können. Viele Vereine und ehrenamtlich Engagierte profitieren im Pestalozzihaus davon, dass sie eigene und Gemeinschaftsräume nutzen können und sich weite Teile des Vereinslebens an einem Ort  versammelt. Wir sind der Gemeinde und auch dem heutigen Bürgermeister Jörg Spiller ausgesprochen dankbar – von der Projektidee bis zur Umsetzung konnten wir uns stets auf die Unterstützung der Kommune verlassen.“

 

2021 war es dann soweit, dass das Café Hoffnung eröffnen konnte. Wie verlief der Start?

Frau Nestler: „Sehr holprig. Aufgrund der Corona-Pandemie hatten wir nur wenige Tage geöffnet, bis wir wieder schließen mussten. So richtig ging es dann am 25. März 2022 los. Unser Angebot wird mittlerweile von Gästen aller Altersgruppen sehr gut angenommen.“

 

Welche Bedeutung hat der christliche Glaube für die Begegnungsstätte?

Frau Nestler: „Für unser Team hat er einen hohen Stellenwert. Das bringt schon unser Logo zum Ausdruck. Der erste Anstrich des Buchstaben ‚H‘ im Wort ‚Hoffnung‘ ähnelt einem ‚J‘ und steht für unseren Glaube an Jesus Christus. Aus ihm schöpfen wir unsere Kraft, um für andere Menschen da zu sein. Wir werden aber auch nicht müde zu betonen, dass hinter dem Begegnungsangebot im Café Hoffnung kein Missionierungsgedanke steht – es ist offen für alle Menschen, um ihnen Zuneigung und Nähe zu schenken. Es steht jedem Gast frei unser Gesprächsangebot aufzugreifen oder nicht.“

 

 

Was waren für Sie die wichtigsten Erkenntnisse und Erfahrungen seit es die Begegnungsstätte gibt?

Frau Nestler: „Trotz vieler Zweifel – auch wir waren uns am Anfang nicht sicher, sind wir heute sehr stolz, dass die Solidargemeinschaft funktioniert. Ob Gemeinde, Wirtschaft, andere Vereine oder wir als Kirchgemeinde – es trägt jeder seinen Teil dazu bei, dass das Café Hoffnung eine Erfolgsgeschichte ist. Dazu zähle ich natürlich auch unsere Gäste, die uns mit Spenden unterstützen.

Zudem ist es uns gelungen über den Engagement-Wettbewerb ‚machen!‘ und den Mitmachfonds ‚simul+‘ weitere Gelder für unser Projekt zu akquirieren. Das schwierigste war den ersten Schritt zu machen. Am Ende stand aber die Erkenntnis, dass es Finanzierungsmöglichkeiten gibt, wenn man sich bemüht und die Verfahren am Anfang komplizierter scheinen als sie in Wirklichkeit sind.“

 

Konnten Sie weitere Erfolgserlebnisse feiern, seit der Betrieb im Café Hoffnung läuft?

Frau Nestler: „Wir haben aus den Mitteln, die wir aus den Wettbewerben erhalten haben u.a. einen Hoffnungsbaum gepflanzt und mit der ‚Apfelbank‘ eine Sitzgelegenheit geschaffen, die vor allem von Müttern mit Kindern gern angenommen wird. Mittlerweile hat die Gemeinde dort einen Spielplatz gebaut, der das Areal weiter aufwertet. Um das Café Hoffnung ist ein funktionierendes Netzwerk entstanden. Wir kooperieren u.a. mit der Freiwilligen Feuerwehr und der Elternvertretung der KITA-Kinder. Zu unserem Sommerfest am 11. August bringen sich beide Gruppen mit ein und wir erhalten Unterstützung. Ich glaube auch, dass es für die Gemeinde ein Erfolg ist. Die Räumlichkeiten, die wir nutzen, stehen außerhalb unserer Öffnungszeiten auch anderen zur Verfügung. Wir unterstützen die Verwaltung indem wir uns mit um die Vermietung kümmern und die Reinigung übernehmen.“

 

Was erwartet die Gäste zum Sommerfest am 11. August?

Frau Nestler: „Zum einen das Konzert des Saitenspielkreises. Neben der Galerie ist auch der Jugendclub Regenbogren-Treff geöffnet. Es wird eine Schauvorführung der Freiwilligen Feuerwehr geben, zudem dürfen sich unsere jüngeren Gäste auf eine Hüpfburg, weitere Bewegungsangebote und das Kinderschminken freuen. Neben einem vielfältigen kulinarischen Angebot erwartet die Gäste ein buntes Programm und viele weitere Überraschungen hier auf dem Areal rund um das Pestalozzihaus.“

 

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